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Wie lebten unsere Vorfahren?

Ein Blick zurück

Der Inhalt einer Chronik oder einer Familiengeschichte besteht sicher nicht nur aus dem Aneinanderfügen von Daten und Personen. Viel wichtiger, um die damaligen Lebensumstände verstehen zu können, ist ein Rückblick in die frühere Zeit.
Bei Adam und Eva anzufangen macht sicher wenig Sinn. Aber aus der Schulzeit kennen wir noch die Varusschlacht. Die Römer hatten sich damals bis nach Germanien vorgewagt. Aber in den Sümpfen und Urwäldern des Münsterlandes holten sie sich eine blutige Abfuhr.
Die damaligen Herscher siedelten, um über wehrhafte Söldner verfügen zu können, Bauern in ihrem Gebiet an. Diese mußten erst einmal die Sümpfe trockenlegen und die Urwälder roden um Ackerland zu bekommen. Als Dank dafür hatten sie neben Frohn- und Spanndiensten auch noch durch hohe Abgaben die Kriegskasse ihres Herrn zu füllen.
Da diese damaligen Landgrafen dauernd in irgendwelchen Fehden lagen, war ihr Geldbedarf unersättlich. Erst durch Karl den Großen (um 800) trat eine gewisse Beruhigung und Ordnung in den kriegerischen Auseinandersetzungen ein. Die Christianisierung setzte sich langsam durch. Der Bau von Kirchen und Klöstern festigte die damaligen Handelsplätze und führte zu deren Ausbau. So entstanden die Dorfmittelpunkte, an denen sich dann Handwerker und Gewerbetreibende niederließen.
Die verstreut liegenden Bauernhöfe im großflächigem Münsterland schlossen sich zu Bauerschaften um diesen Ortsmittelpunkt zusammen. In der Bauerschaft selbst, wurde meistens der größte und sicherste Hof mit den Führungsaufgaben betraut. Hier enstand die Bezeichnung Schultenhof oder Dorfschulze. Der Name des größten Hofes wurde oft auch für die Bezeichnung der Bauerschaft übernommen. Das Schultenamt war erblich und an den Hof gebunden. Der Inhaber vetrat die Interessen der umliegenden Pächter gegenüber den Landesherrn oder Klöstern.
Die Pächter gründeten damals bereits Genossenschaften zur gemeinschaftlichen Nutzung von Weide- und Waldflächen. Auch die gemeinsame Nutzung von Fisch-und Jagdrechten wurde geregelt. Dieses Genossenschaftswesen hat sich bis heute erhalten. Die Volksbanken oder die heute in einigen Dörfern noch bestehenden Holzrechte sind darauf zurückzuführen.
Die wirtschaftliche Lage der Bauern war zu der damaligen Zeit miserabel. Das Leben bestand nur aus der Sorge um das tägliche Brot. Krankheiten, Unwetter, Missernten und eine dauernde Angst vor herumziehenden Raüberbanden bestimmten das Leben. Die hohen Abgaben für die steigenden Kriegskosten der Herschaft waren unmenschlich. So gesehen hat sich bis heute nichts in der Geschichte geändert. der Kleine muß immer noch für die Kriege der Großen bluten.
Aber auch die Pachtverträge waren hart. Hier zeigten sich die Klöster nicht immer von der christlichen Seite. Nach jedem Pächterwechsel wurde der Hof neu bewertet. Der Zugewinn wurde mit dem Eigentümer geteilt. Die Familiemitglieder waren alle zur Mitarbeit verpflichtet. Die Heirat der Kinder mußte vom Grundherrn genehmigt werden. Die Töchter mußten sich bei einer Ehe mit einem Aufgeld freikaufen.
Erst nach 1803 endete mit der Säkularisation das tausendjährige "Heilige Römische Reich". Die Macht der Kirchen und Klöster war vorbei. Dei Bauern konnten ab sofort die Höfe selbst erwerben und bewirtschaften.

Ein Gedicht

Wenn du deine Ahnen sehen könntest,
wenn sie alle vor dir stünden,
wüsstest du mehr als ihre Daten,
wann sie geboren, wann sie gingen?
Das alleine wär' zu wenig,
bitte sei zu mehr bereit,
sie alle hatten vor dir ihr Leben,
durchlebten alle Freud und Leid.
Wenn du deine Ahnen sehen könntest,
wärst du auf sie stolz?
War'n Grafen, Ritter, Edelleut'
und Bauern aus einem Holz?
Erfreut dich nur der eine,
der im Licht der Helden steht,
oder grüßt du auch den armen Schlucker,
der sein Brot umdreht?
Wenn du deine Ahnen erleben dürftest,
in ihrer eignen Welt,
dann wüßtest du, was
in ihrem Leben wirklich war von Wert.
Ein Dach, das die Familie schützt,
ein Feuer, etwas Brot,
wenn Friede herscht, kein Kind ist krank,
dann ist auch keine Not.
Wenn du deine Ahnen treffen könntest,
was sagten sie zu dir?
Dass du bald selbst ein Ahne bist,
ein Name auf Papier.
Nun überleg dir, was man später
von dir erzählen wird
und behandle jeden Ahnen mit dem
Respekt der ihm gebührt.

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